Sexismus
Der Begriff Sexismus bezeichnet alle Formen der Diskriminierung von Menschen aufgrund des ihnen zugeschriebenen Geschlechts. Dieser Diskriminierung liegt die Vorstellung von festgeschriebenen Geschlechterrollen und geschlechtsspezifischen Verhaltensmustern zugrunde. Diese Rollen und Muster werden aber nicht als ebenbürtig betrachtet, sondern klar hierarchisiert. Männer erhalten in dieser Hierarchie eine privilegierte Position und werden als den Frauen* übergeordnet betrachtet. Dieses Gesellschaftssystem nennt sich Patriachat.
Nur wenige Menschen würden sich selbst als Sexist*innen bezeichnen. Dem Sexismus liegen, wie auch anderen Diskriminierungsformen, Überzeugungen zugrunde. Wir haben diese Überzeugungen verinnerlicht, aber müssen uns ihnen nicht immer bewusst sein. Durch unsere Erziehung und Sozialisation werden sowohl Männern als auch Frauen* die patriarchale Gesellschaftsordnung als normal und natürlich vermittelt. Manchmal merken wir erst gar nicht, was unsere Aussagen eigentlich bedeuten. Äußerungen und Handlungen können im Ergebnis sexistisch sein, auch wenn sie nicht sexistisch gemeint waren.
Wenn daher jemand auf eine Aussage reagiert und sagt: „Hey, das fand ich gerade nicht so cool, denn das hättest du zu einem Mann nicht gesagt.“ Dann lohnt es sich, genau darüber nachzudenken und zu überlegen, ob da nicht was dran ist.
Auch wenn etwas als Kompliment gemeint war, kann es beim Gegenüber anders ankommen. Nur weil jemand ein Kompliment geben möchte, muss das nicht bedeuten, dass das Gegenüber auch ein Kompliment bekommen möchte.
Oft haben Komplimente auch etwas mit Macht zu tun. In vielen Fällen werden Frauen* auf ihr Äußeres angesprochen, wenn sie „in ihre Schranken verwiesen“ werden sollen. Denn damit wird auch immer ein Platz im sozialen Gefüge aufgezeigt. „Die Hose ist super hot“ kann beim Treffen von engen Freund*innen ein nettes Kompliment sein. Es ist aber unpassend und grenzüberschreitend, wenn ein Abhängigkeitsverhältnis besteht, wie zum Beispiel im Büro zwischen Teamleiter*in und Auszubildender.
Auch ein Hinterherpfeifen oder Kommentare wie „Heißer Arsch“ in der Öffentlichkeit zeigen Frauen* ihre niedriggestellte Position in der Gesellschaft auf. Der Begriff „Cat Calling“ etabliert sich auch im deutschen Sprachraum immer mehr. Er bezeichnet sexuell anzügliche, unhöfliche und respektlose Kommentare, die meist von Männern an Frauen* in der Öffentlichkeit gerichtet werden. Hier geht es nie darum, den Empfänger*innen ein gutes Gefühl zu geben, sondern ihnen ein Gefühl zu geben, dass ihre Körper verfügbar seien.
Hier wird einem Erklärungsmodell für sexualisierte Gewalt zugestimmt, das absolut problematisch ist und gravierende Folgen hat. Nicht den Täter*innen wird die Verantwortung für sexualisierte Gewalt gegeben, sondern den Opfern wird die Mit- oder Hauptschuld gegeben. Denn das Opfer hätte die sexualisierte Gewalt durch Faktoren wie Verhalten, Kleidung oder Alkoholkonsum selbst ausgelöst. Bei vielen Betroffenen führt das dazu, dass sie sich selbst die Schuld geben und sich nicht trauen, über das Erlebte zu sprechen oder es zur Anzeige zu bringen.
Diese Argumentation entlastet wiederum die Täter*innen. Denn diese konnten sich aufgrund der Kleidung oder des Verhaltens des Opfers nicht zurückhalten.
Diese Überzeugungen verstärken die verkehrten Bilder von Täter*innen und Opfer, ermöglichen bestimmte Formen der sexualisierten Gewalt und ihr Fortbestehen.
Sprache formt unsere Vorstellung von der Lebens- und Alltagswelt. Wenn immer nur die männliche Form (das generische Maskulinum) benutzt wird, dann stellen sich die meisten bei dem Wort Anwalt auch zunächst einen Mann vor. Und das wiederum hat Auswirkungen darauf, wer welchen Beruf ergreift und wie Kompetenzen wahrgenommen werden. Deshalb ist es wichtig, dass alle Geschlechter sichtbar gemacht werden.
Viele Unternehmen haben sich bereits Selbstverpflichtungen zur Förderung von Frauen auferlegt. Trotzdem hat sich in den vergangenen zehn Jahren der Frauenanteil in Führungspositionen kaum verbessert. Auch fördern Männer oft bevorzugt Männer. Das muss sich ändern, damit Frauen endlich die kritische Masse erreichen. Erst dann schafft es eine Minderheit in einer Gruppe, Einfluss zu gewinnen. Und genau dafür ist die Frauenquote da.
Ein Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen gefährdet Schwangere. Sie gehen Risiken für ihren Körper und ihr Leben ein, wenn sie eine ungewollte Schwangerschaft beenden wollen, sich aber kein legaler und sicherer Weg bietet. Die Gründe für Schwangerschaftsabbrüche sind vielfältig und jeder Mensch soll selbst über den eigenen Körper bestimmen dürfen.