Antisemitismus
Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Juden, die im Hass auf Juden Ausdruck finden kann. Rhetorische und physische Manifestationen von Antisemitismus richten sich gegen jüdische oder nicht-jüdische Individuen und/ oder ihr Eigentum, gegen Institutionen jüdischer Gemeinden und religiöse Einrichtungen.
Die Vernichtung der europäischen Jüdinnen und Juden ist einer der am besten erforschten und dokumentierten Vorgänge in der Geschichte. Und trotzdem gibt es immer noch und wieder Menschen, die den Holocaust leugnen bzw. relativieren, um historische Fakten und die Schuld der Deutschen nicht anerkennen zu müssen.
Von vielen Holocaust-Leugner*innen / Revisionist*innen wird gern die Opferzahl angezweifelt und von der „Sechs-Millionen-Lüge" gesprochen. Diese „Lüge“ wurde immer wieder aufs Neue widerlegt. Die Belege für die millionenfachen Morde sind zahlreich und bestens dokumentiert, wie zum Beispiel in der Quellensammlung „Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945“. Die Belege wurden zudem in etlichen Gerichtsverfahren akribisch juristisch geprüft.
Holocaust-Leugner*innen / Revisionist*innen berufen sich auf eine angebliche offizielle Meldung des Internationalen Roten Kreuzes, in der nach dem Zweiten Weltkrieg festgestellt wurde, dass es nicht mehr als 300.000 Opfer der Verfolgung durch das NS-Regime gegeben habe. Doch der Chef der Informationsabteilung des Comité International de la Croix Rouge dementierte bereits 1955, dass solche Zahlen jemals genannt oder veröffentlicht wurden.
Viele Menschen denken bei Antisemitismus an den Holocaust und die Ermordung von sechs Millionen Jüdinnen und Juden. Alltäglicher Antisemitismus wird von vielen häufig ausgeblendet oder als eigene Meinung verharmlost. Heutzutage werden antisemitische Einstellungen oft nicht direkt geäußert, sondern mit Relativierungen eingeleitet, wie „Ich habe ja nichts gegen Juden, aber …“. So werden antisemitischen Ressentiments letztendlich doch wieder frei artikuliert.
Die Studie „Fragile Mitte – Feindselige Zustände“ der Friedrich-Ebert-Stiftung führt an, dass weniger Menschen traditionellen Formen des Antisemitismus zustimmen. Doch die traditionellen Formen finden eine neue Sprache. So werden moderne Ressentiments – insbesondere gegen Israel – umso beliebter. Ein Viertel der Befragten stimmten dieser Aussage zu: „Was der Staat Israel heute mit den Palästinensern macht, ist im Prinzip nichts anderes, als das, was die Nazis im Dritten Reich mit den Juden gemacht haben.“ Hier werden Opfer eines Verbrechens und deren Nachkommen zu Täter*innen gemacht. Das kommt insbesondere Menschen gelegen, denen das Erinnern an die deutschen Verbrechen lästig ist und die endlich wieder stolz auf Deutschland sein wollen. Und da kommt diese Täter*innen-Opfer-Umkehr nur gelegen.
Dieser Logik folgend, war die Mehrheit der Deutschen nicht Täter*in, sondern selbst Opfer der Verhältnisse. Das dient zum einen der Täter-Opfer-Umkehr und zum anderen der Erleichterung des deutschen Gewissens. Wer selbst Opfer war, trägt keine Schuld an dem was geschah. Doch die Deutschen waren Täter*innen, auch eine Relativierung kann diese Schuld nicht abwenden. Sechs Millionen Jüdinnen und Juden wurden während des Holocausts ermordet. Die deutsche Bevölkerung war entweder direkt daran beteiligt, hat Menschen denunziert oder einfach weggesehen. Viele haben auch vom NS-Regime profitiert, indem sie Zwangsarbeitende ausbeuteten oder sich am Besitz der Deportierten bereicherten.
Die jüdische Weltverschwörung: ein Klassiker unter den Verschwörungstheorien. Hier werden „die Jüdinnen und Juden“ als Kollektiv wahrgenommen, das stets als solches handelt. Diese Fiktion des Weltjudentums ist nicht neu und wurde in den „Protokollen der Weisen von Zion“ um 1900 verschriftlicht. Dabei handelt es sich um eine vermeintlich protokollierte Mitschrift eines Treffens der jüdischen Anführer, die verschiedene Strategien besprachen, wie sie die Kontrolle über die Welt erlangen konnten. Den Nazis dienten diese Protokolle auch als Argumentationsgrundlage für die Shoa. Dass es sich dabei um eine reine Fiktion handelt, wurde bereits 1921 festgestellt.
US-amerikanische Rechtsextreme entwickelten in den 1950er Jahren die „New World Order“-Theorie. Diese Weltverschwörungstheorie sieht nun die „globalen Finanzeliten“ als Strippenzieher hinter der „Neuen Weltordnung“. Diese „globalen Finanzeliten“ werden oft synonym für Jüdinnen und Juden verwendet.
Verschwörungstheorien folgen stets ähnlichen Mustern. Es wird versucht ein Ereignis oder einen Zustand mithilfe einer Verschwörung zu erklären. Dieser Verschwörung liegt ein konspiratives Wirken einer meist kleineren Gruppe von Akteur*innen zugrunde, die eigene Ziele verfolgen. Verschwörungstheorien liefern einfache Erklärungen in einer komplexen Welt. Doch mit der Realität haben sie nichts zu tun. Stattdessen dienen sie dazu, die eigene Verstrickung in die schlechten Verhältnisse abzustreiten.
Die Strategien und Argumente, mit denen die Existenz Israels delegitimiert werden soll, sind vielfältig. Fakt ist, Jüdinnen und Juden haben seit Jahrhunderten in dem Gebiet des heutigen Israels gelebt. Mit Beschluss des Völkerbundes von 1922 wurde eine nationale Heimstätte für das jüdische Volk beschlossen und 1947 folgte der UN-Teilungsplan, der einen jüdischen und einen arabischen Staat sowie ein Ende des bis dahin geltenden britischen Mandats vorsah. Nachdem das britische Mandat endete und sich am 14. Mai 1948 der israelische Staat gründete, erklärten die umliegenden Staaten noch in derselben Nacht den Krieg, den sie verloren. Wie jede andere Demokratie hat auch Israel seine Schwächen gegenüber Minderheiten. Doch ist der Vorwurf Israel sei ein rassistischer Staat haltlos, da es in Israel nie eine ethnisch diskriminierende Staatsangehörigkeitsregel gegeben hat.
Und generell: Wer Israel das Existenzrecht abspricht, ignoriert und negiert die Gefahren, den Jüdinnen und Juden aufgrund des weltweiten Antisemitismus noch immer ausgesetzt sind.
Das ist eine sehr populäre rhetorische Figur, um sich selbst als Opfer dazustellen: Dem kritischen Geist wird der Mund verboten.
Israel darf nicht kritisiert werden? Der Nahostkonflikt wird ständig thematisiert - Israel wird dabei in der Regel als einseitig und vereinfachend als übermächtiger Aggressor dargestellt: in den Medien, auf Veranstaltungen usw. Der zentrale Punkt dabei ist der Unterschied zwischen Kritik und Ressentiment. Steht der Schuldige, unabhängig vom realen Geschehen, schon im Vorhinein fest? Wird nur in einem Gut-Böse-Schema argumentiert? Wird eine Täter-Opfer Umkehr vorgenommen?
Der 3-D Test gibt eine gute Übersicht, was legitime Kritik an der Regierung Israels darstellt und was Antisemitismus ist: Der 3 D Test stellt dafür drei Kriterien bereit: Wenn Aussagen Israel dämonisieren, delegitimieren oder doppelte Standards anlegen, dann sind diese antisemitisch.