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ver.di Jugend mit Banner gegen Antisemitismus

Corona und der Antisemitismus

Theorien zur „jüdischen Weltverschwörung“ haben Hochkonjunktur, leider auch in Zeiten von Corona, Kontaktbeschränkungen und Ausgangssperren. Der Judenhass macht offenbar nie Pause – schon gar nicht im Netz. Auch ohne Pandemie floriert der Antisemitismus, verbreiten Rechte und Neonazis ihre kruden Verschwörungstheorien on- und offline. Leider genau jetzt so aggressiv wie eh und je - wo doch gerade viele Menschen noch mehr Zeit im Internet verbringen...

Das Zentrum Demokratischer Widerspruch (democ.) hat sich den Antisemitismus im Netz mal genauer angesehen und ist speziell auf mehrere Telegram-Channel aufmerksam geworden (Quelle: democ. Zentrum Demokratischer Widerspruch, „Jüdische Weltverschwörung“).

Dort konnte democ. vier Motive rund um Corona, Antisemitismus und Judenhass identifizieren:

1. Corona als Biowaffe gegen Juden

Neonazis rufen in Chatgroups dazu auf, Menschen jüdischen Glaubens bewusst und mutwillig mit Corona anzustecken. Die Anleitungen liefern sie gleich mit: So solle man Jüdinnen und Juden anspucken oder anhusten. Auch zur Verteilung von Keimen in koscheren Läden und Synagogen wird in diesen Chatgroups angeheizt.

2. Corona ist eine „jüdische Verschwörung“

Die „jüdische Weltverschwörung“ darf natürlich auch hier nicht fehlen. Sie ist eine der zentralen antisemitischen Verschwörungstheorien. Es wird behauptet, dass Jüdinnen und Juden oder auch Israel hinter der Corona-Krise stecken und die Fäden ziehen, um die Weltherrschaft an sich zu reißen.

3. Corona widerlegt den Holocaust

Holocaust-Leugnende greifen mal wieder auf die Verschwörungstheorie der „Sechs-Millionen-Lüge" zurück und verbinden sie mit Corona. Demnach könnte die Zahl von sechs Millionen ermordeten Jüdinnen und Juden nicht stimmen, wenn jetzt in der aktuellen Corona-Krise die Krematorien schon überlastet seien. Hier werden die Corona-Toten dazu missbraucht, um den Holocaust zu dementieren.

4. Jüdinnen und Juden sind das schlimmste Virus

Menschen jüdischen Glaubens werden die Eigenschaften von Viren angedichtet. Demnach seien sie parasitär, global verbreitet, kaum sichtbar, aber schädigen die Welt. Diese antisemitischen Zuschreibungen haben nichts mit Bedrohungsängsten zu tun, sondern sind Ausdruck von antisemitischem Hass auf Jüdinnen und Juden.

Wozu dienen solche Theorien?

Verschwörungstheorien haben immer ähnliche Muster: Hinter einem Ereignis, wie jetzt die Corona-Krise, steckt angeblich eine großflächig angelegte Intrige. Das liefert einfache Erklärungen in einer komplexen Welt. Und sorgt dadurch für vermeintliche Sinnstiftung in Momenten der Ohnmacht.

Einer meist kleineren Gruppe von Menschen mit einem bestimmten, gleichen Merkmal wird die Schuld an Phänomenen zugeschoben, die schwer verständlich sind oder übermächtig wirken. Schließlich fällt es vielen Menschen leichter, klare Schuldige oder Feindbilder zu haben, als sich mit der eigenen empfundenen Ohnmacht auseinanderzusetzen.

In diesem Fall sind Feindbild und Schuldige also Menschen jüdischen Glaubens. Dieser Antisemitismus ist übrigens nicht neu, sondern ein uralter Hut: Die Corona-Krise bildet lediglich einen praktischen Nährboden für alte Vorurteile, Verschwörungstheorien und für den jahrtausendealten Hass gegen Jüdinnen und Juden.

Für uns steht fest – wir positionieren uns klar gegen jeden Antisemitismus!

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