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Kein Vergessen, kein Vergeben, kein Schlussstrich!

NS-Zeit: Erinnern und Gedenken

Wie schaffen wir es, die Erinnerung an die von Deutschen begangenen Gräueltaten im Nationalsozialismus wachzuhalten?

Wie schaffen wir es, den Opfern des Holocaust würdig zu gedenken? Wie schaffen wir es, unseren Kolleginnen und Kollegen im Betrieb oder in der Dienststelle zu verdeutlichen, dass es immer noch wichtig ist, sich mit dem deutschen Faschismus auseinanderzusetzen und dass wir es nicht akzeptieren, wenn jemand sagt “jetzt muss aber doch auch mal gut sein”?

Diese und viele weitere Fragen haben wir vom 10. bis zum 15. November im Rahmen der Multiplikator*innenschulung der DGB Jugend zum Themenschwerpunkt “Gedenken und Erinnern” behandelt. Im Rahmen der Schulung haben wir uns mit dem jüdischen Leben in Oświęcim vor der Besatzung auseinandergesetzt. Wir hatten die Möglichkeit, die Gedenkstätten des Stammlagers und Auschwitz-Birkenau zu besuchen und haben uns mit den Buna-Werken der IG-Farben und dem angeschlossenen Konzentrationslager Monowitz beschäftigt.

Darüber hinaus konnten wir uns mit der Geschichte des besetzten Polens vertraut machen und haben verschiedene nationale Narrative des Erinnerns an den Holocaust besprochen. Gedenken und Erinnern ist zu Recht ein Schwerpunkt der Gewerkschaftsjugend. In den letzten Jahren sehen wir uns auch im Betrieb immer deutlicher rechten Tendenzen gegenüber. Aber gerade als junge Gewerkschaftsaktive wissen wir, wie wichtig Kollegialität ist, die nicht nach Unterschieden, sondern nach Gemeinsamkeiten sucht. Dafür kämpfen wir im Betrieb, in der Schule und in den Dienststellen!

Darum ist den Aktiven der ver.di Jugend das Erinnern und Gedenken wichtig:

Moritz: "Auschwitz war für mich ein Begriff, den ich vor der Schulung zwar oberflächlich verstanden hatte, aber nie richtig durchdringen konnte. Jetzt weiß ich, es geht um viel mehr als um eine Zahl ermordeter Menschen. Es zeigt sich hier die ganze menschenverachtende Ideologie der Nazis. Diese Ideologie brachte Menschen dazu, andere Menschen grausam zu töten und das in einem unvorstellbaren Ausmaß. Vor allem Jüdinnen und Juden, Sinti und Roma und politisch Andersdenkende wurden in dem Lagerkomplex Auschwitz vernichtet. Von der Generation meiner Urgroßeltern.

Warum ist mir das Erinnern und Gedenken an den Holocaust wichtig? Die Ideologie der Nazis ist weder tot noch in Vergessenheit geraten. Sie lebt weiter in den Köpfen der politischen Rechten und traut sich gerade wieder lautstark auf die Straße. Wir sind es den Millionen von Opfern schuldig, nie zu vergessen, wer sie waren und von wem sie ermordet wurden. Aber wir sind es auch den heute lebenden Menschen schuldig. Wir müssen die einzig sinnvolle Lehre ziehen, nämlich jede faschistische Bewegung konsequent zu bekämpfen. Erinnern heißt kämpfen, dass Auschwitz nie wieder sei."

Lagerbaracke in Ausschwitz

Auschwitz Torbogen

Schild Ausschwitz

Zaun Ausschwitz

Kathi: "Die Taten der Nationalsozialisten habe ich während meiner Schulzeit nur in Ansätzen verstanden. Mit der Gedenkstättenfahrt an den Ort des Geschehens habe ich mich intensiv mit den Geschehnissen auseinandergesetzt. Bereits vor dem Besuch in Auschwitz war für mich klar: wir dürfen nicht vergessen, was in der Vergangenheit geschehen ist und müssen aus den Fehlern lernen.

Die Besuche der ehemaligen Konzentrationslager Stammlager, Auschwitz-Birkenau und Monowitz haben mich in die Vergangenheit versetzt. Mir wurde bewusst, dass hier auf dem Boden, auf dem ich stehe, Millionen Menschen ermordet wurden. Sie wurden hierhergebracht aus einem einzigen Grund: um vernichtet zu werden. Das kann man sich kaum vorstellen. Aber genau das ist der Punkt: Wir müssen uns mit der Vergangenheit beschäftigen. Wir müssen den Opfern ein Gesicht und eine Stimme geben und ihnen gedenken. Wir müssen die Verantwortung für die Vergangenheit tragen. Wenn wir das nicht tun, dann können sich die Verbrechen jederzeit wiederholen und das will ich nicht!"

Fenster Ausschwitz

Zug Ausschwitz

Bild Ausschwitz

Ausschwitz

Kai: "An einem Tag haben wir das Lager Ausschwitz II-Birkenau besucht. Wer diesen Ort einmal gesehen hat, kann sich die Ausmaße der Verbrechen der Nationalsozialisten wirklich vorstellen. Niemand, aber wirklich niemand kann an diesem Ort leugnen, dass es den Holocaust gegeben hat. Wenn man sieht, wozu Menschen fähig sind, dann erkennt man, dass so etwas immer wieder passieren kann.

Für mich ist bewusst geworden, dass – selbst als der Krieg schon verloren war – der Massenmord der Nazis weiterging. Diese Verbrecher haben, selbst als der Krieg verloren war, die Vernichtung nicht gestoppt. 'Ausschwitz darf nie wieder sein' hat für mich eine neue Bedeutung gewonnen. Alles, was damals war und passiert ist, darf nie wieder sein! Ich werde mich weiterhin dafür einsetzen, das diese Verbrechen nicht vergessen werden."

Wir erinnern und wir gedenken - denn "es ist geschehen und folglich kann es wieder geschehen: darin liegt der Kern dessen, was wir zu sagen haben." (Primo Levi)
Für uns steht fest: Kein Vergessen, kein Vergeben, kein Schlussstrich!

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